Brief von Natilla, Mircea und Stefan

 

Hallo liebe Freunde und Unterstützer von unserem NASCO Projekt / Abrafo / Ghana

 

Jetzt, so kurz vor dem Jahresende 2020, möchten wir uns ganz herzlich bei Euch bedanken.

 

Bedanken für Euren Support, Eure offenen Ohren und Herzen für die Kinder in unserer Schule, auch für Eure zugewandte Begleitung bei den vielen Herausforderungen, denen wir auch in diesem Jahr begegnet sind.

 

Dazu zählt sicher ganz weit oben der Umgang mit dem Covid 19 Virus, den auch unsere Schule seit März diesen Jahres wie alle Schulen in Ghana traf. Die vielen Herausforderungen, die unser Nasco Staff mit unserem School Manager Fiifi (Abraham Sampson) annehmen musste  um ein Konzept vor Ort zu entwickeln, damit der Schulbesuch unter vorgegebenen Standards auch im Laufe des Septembers wieder möglich wurde, konnten nur durch die fortlaufende finanzielle Unterstützung von hier auch während des Lockdowns umgesetzt werden.

 

Dafür schon mal hier ein ganz grosses Dankeschön / Aykoo auch aus Abrafo.

 

Es war aber nicht nur der Covid 19 -Virus, das unsere Schule im laufenden Jahr traf.

 

Wir mussten Abschied nehmen von einem kleinen Mädchen, das schwer erkrankt war. Das hat alle Mitschüler und Mitarbeiter vor Ort sehr getroffen. Durch die Hilfe unseres Vereins konnten wir bei den Kosten für die Beerdigung helfen, da die Familie sehr arm ist. Dafür sollen wir uns auch noch mal sehr bei allen Unterstützern hier bedanken.

 

Auch unser langjähriger Mitarbeiter Amedu, der seit wir das Projekt in 1998 begonnen haben, immer an unserer Seite und für die Gestaltung des Schulgeländes und gärtnerische Arbeiten zuständig war, ist uns vor einigen Wochen vorausgegangen. Wir danken ihm sehr für seine immer freundliche und engagierte Art. Er wird uns fehlen. Auch hier konnte dank des Vereins bei den Kosten für die Beerdigung geholfen werden, da auch diese Familie in sehr armen Verhältnissen lebt.

 

In der Schulleitung gab es vor einigen Wochen einen Wechsel und Madam Vivian ist nun die neue Schulrektorin. Sie war nach dem kurzfristigen Weggang des alten Schulleiters sofort bereit für diese Aufgabe und dafür sind wir sehr dankbar. Wir wünschen Ihr das Allerbeste bei der Gestaltung und Weiterentwicklung von Nasco zusammen mit uns Allen.

 

Auch bei den baulichen Maßnahmen gab es einige Aufgaben, die bewältigt wurden. So wurde u.a. das Kinderhaus im Rohbau komplett fertig gestellt. Es fehlt nun die Fertigstellung des Innenausbaus, was bereits begonnen wurde bzw. die weitere Gestaltung der Räume. Da dies mit einigen Kosten verbunden ist und auch Folgekosten im Bereich Personal, Versorgung mit Essen etc. mit sich bringt, ist hier zu schauen, wie es weitergehen kann und vor Allem, wer die Aufgaben dort wahrnehmen kann, da es dann auch um eine Versorgung in den Abend und Nachtstunden geht.

 

Im Kinderhaus sollen zunächst Schüler von Nasco, die von sehr weiten und schwer zugänglichen Gebieten (unser Schulbus incl. Fahrer leistet hier jeden Tag Schwerstarbeit...) kommen während der Woche untergebracht und betreut werden. Langfristig ist auch die ganzjährige Unterbringung von Waisenkindern bzw. nicht gut versorgten Kindern unserer Schule angedacht. Dazu ist aber ein Konzept, das mit staatlichen Stellen abgestimmt werden muss, erforderlich und nach unseren Erkundigungen auch mit vielen Vorgaben und Bedingungen verknüpft. Daher möchten wir erst einmal mit einem kleinen Schulinternat dort perspektivisch beginnen und dann sehen, wie sich alles entwickelt.

 

An der Schule müssen immer wieder Renovierungsarbeiten und Schadensbeseitigungen, die aufgrund des Alters der Gebäude oder auch Ereignisse wie Starkregen, erfolgen. Auch bauliche Auflagen wg. Covid oder ganz allgemeine müssen wir erfüllen (Küche, Kantine etc.). Dies wird durch eine Kommission des regionalen Bildungsministeriums regelmäßig überprüft, genauso wie die Ausstattung der Schule mit Schulmaterialien, die Bezahlung des Schulpersonals, die Zahlung von Abgaben und Steuern, Stromkostenabrechnungen, die Wasserqualität unseres Trinkwassersystems, die sanitären Einrichtungen, sowie Qualifikationen der Lehrer, die Qualität des Schulessens oder die Ergebnisse des Bildungsstands der einzelnen Schulklassen und bei den jährlichen Abschlussprüfungen etc.

 

Auch die gesundheitlichen Aspekte außerhalb von Covid werden thematisiert. Dazu gehören Erste Hilfe Materialien und Maßnahmen, Versorgung kranker Kinder in umliegenden Krankenstationen bzw. dem Cape Coast Hospital. Gerade in diesem Bereich hat uns erst vor wenigen Tagen Fiifi informiert, dass die Malariaerkrankungen und die damit verbundenen Behandlungskosten für viele Familien eine existenzbedrohende Wirkung haben und hier immer wieder die Schule einspringen muss, um eine zeitnahe Behandlung zu ermöglichen, da ohne sofortige Bezahlung in den Krankenhäusern keine nachhaltige Behandlung geleistet wird. Dies ist immer wieder schwer zu begreifen für uns, doch gehört leider zum Alltag der Familien in Ghana.

 

Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen werden mittlerweile vom Gesundheits- und Bildungsministerium organisiert. Aber auch hier muss die Schule immer wieder schauen, dass auch alle Familien ihre Kinder dorthin bringen bzw. begleiten und Termine abstimmen.  

 

Sorgen macht uns sicher auch unser sehr sehr ausgelasteter Schulbus. Wir hatten ihn 2017 gebraucht gekauft, da der alte Schulbus völlig kaputt war. Er ist nun seit ca. 4 Jahren im Einsatz und hat immer wieder auch größere Reparaturen nötig. Dies ist auch den extrem schlechten Straßenzuständen und dem unwegbaren Gelände beim Abholen der Kinder aus weit entfernten Dörfern geschuldet. Ohne diese Fahrten hätten jedoch viele dieser Kinder keinen Zugang zu Bildung, da die staatlichen Schulen, dies nicht anbieten und auch so voll sind, dass man sich nicht um einzelne Kinder bemüht. Wir möchten aber gerade für diese Kinder, die sehr oft aus ärmsten Verhältnissen stammen, da sein.

 

Hier, wo Eltern nicht einmal ansatzweise Schulmaterialien, Schulgelder, Schuluniformen, Schulessen, Fahrtkosten etc. für die Kinder für den Schulbesuch bezahlen können, soll unsere Hilfe nicht aufhören, sondern beginnen.

 

Bei Nasco bezahlen die Familien dieser Kinder aus sehr armen Verhältnissen nichts. Familien, die ein geregeltes und ausreichendes Einkommen haben, zahlen kleine Beiträge, um bei den anfallenden Kosten einen kleinen Beitrag mitzuleisten. Dieses System hat sich in all den Jahren bewährt.

 

Alles Erforderliche für einen guten Schulbesuch und Bildung wird von Nasco bei den sehr armen Familien selbst getragen. Dieses Vorgehen hat schon so manchem Kind dort geholfen eine tolle Entwicklung mit weiterführenden Qualifikationen, Ausbildung oder sogar Studium zu ermöglichen. Gerade in einigen Videos, die uns Fiifi vor Kurzem zugesendet hatte, in denen auch ehemalige Schüler von ihrer Nasco - Zeit berichtet haben, wurde noch mal die Dankbarkeit gerade für diese Hilfen herausgestellt.

 

Derzeit haben wir 23 Mitarbeiter/-innen und ca. 1800 Euro reine Personalkosten. Dazu kommen nahezu jeden Monat weitere Kosten (Nahrungsmittel, Reparaturkosten Schulbus, Bezahlen von Rechnungen für Arztbehandlungen der Kinder, Strom, Steuern, Ausbesserungsarbeiten an den Gebäuden, Schulmaterialien… etc. . Die Schule hat zwar kleinere Einnahmen durch das Schulgeld von besser verdienenden Familien. Diese gehen jedoch nahezu komplett in Spritkosten und Nahrungsmittel für die täglichen Schulessen.

 

All diese Aufgaben und Herausforderungen sind nur in einem guten, engagierten und kreativen Team zu leisten. Nur so kann NASCO auch in Zukunft bestehen. Wir haben gerade in den letzten Jahren zusehen müssen, wie viele NGOs, wie wir es sind, Schulen schließen mussten, weil die vielen Vorgaben und Anforderungen nicht mehr geleistet werden konnten. Dass es NASCO seit nun ca. 22 Jahren gibt, ist nur wegen vieler engagierter und zugewandter Menschen wie Ihr es seid, möglich.

 

Ihr seid damit Teil der Hoffnung für viele Kinder mit so vielen Talenten dort. Kinder, die jeden Tag viel auf sich nehmen, um lernen zu dürfen. Kinder, auf die sonst oft nur, wenn überhaupt, Jobs warten, bei denen sie ausgenutzt werden, ohne jegliche Perspektiven.

 

Zum Schluss möchten wir noch eine kleine Begebenheit vor einiger Zeit erzählen. Wir waren dabei, an einem Samstag die Schule und das Schulgelände vor Ferienbeginn zu reinigen. Nach einiger Zeit am Nachmittag kamen 3 Brüder, die noch nicht auf unsere Schule gingen, dazu. Ohne etwas zu sagen begannen sie mitzuhelfen... stundenlang. Wir kamen dabei ins Gespräch. Sie hießen Jedidiah, Peter und Isaiah, waren 11, 9 und 6 Jahre, aus einer Familie in Abrafo, wo der Vater, ein Maurer, schwer auf einer Baustelle gestürzt war und nicht mehr arbeiten konnte. Sie hatten bereits den ganzen Vormittag auf einer Kakaofarm gearbeitet. Trotzdem sagte der älteste, also Jedidiah sinngemäß: "Wir haben Euch gesehen, also sind wir auch gekommen, um Euch zu helfen". Wir haben dies nie vergessen. (Kurze Anmerkung: Alle kamen im folgenden Schuljahr zu Nasco und sie haben gefühlt nie aufgehört zu lächeln, wenn wir sie an der Schule gesehen haben.)

 

Die Kinder dort sind einfach unbeschreiblich. Sie leuchten wie Sterne und tragen so viel Humor und Neugier in sich, soviel Zusammenhalt, Kreativität und Hoffnung mit sich, trotz so Vielem, was sie auf den ersten oder auch zweiten Blick begrenzt.

 

Vielleicht wird an dieser kleinen Begebenheit klar, was uns nach wie vor antreibt und warum immer ein Stück unseres Herzens dort ist.

 

Nach all diesen Jahren wird uns aber auch immer wieder klar: Wir sind nur ein kleines Rad in Afrika, das aber für viele unserer Kinder seit 1998 viel Gutes in Bewegung bringen konnte. Dafür, dass Ihr Teil dieses Rad-Bewegens seid und für eure Liebe zu unserem Projekt, zu unseren Kindern dort, sind wir und die Familien dort in Abrafo und den vielen umliegenden Orten sehr sehr dankbar.

 

Wir sind sehr froh mit Fiifi einen sehr engagierten und verantwortungsvollen Schulmanager zu haben, der sich sehr um alles kümmert. Das hat einen unschätzbaren Wert für Nasco und wäre auch anders gar nicht möglich. Danke Fiifi auch hier noch einmal für deinen großen Einsatz.

 

Wir umarmen Euch im Namen aller Nascos vor Ort. Danke, dass Ihr Teil unserer Nasco Familie seid. Bleibt beschützt und habt ein gesegnetes und liebevolles Weihnachten und neues inspirierendes Jahr 2021.

 

Eure(r) Natilla, Mircea, Stefan mit Grüßen vom gesamten Nasco Staff in Ghana und den Kindern der Schule

 

Haiger, 14.11.2020